Chemnitz ist Kulturhauptstadt Europas! SLUB und Filmverband Sachsen sind mit dabei und zeigen Ausschnitte aus dem gemeinsamen Digitalisierungsprogramm SAVE.
Vor ein paar Jahren hat Dresden noch mit Chemnitz um den Titel Kulturhauptstadt Europas 2025 konkurriert. Hätte Dresden gewonnen, wären den Verantwortlichen bei SAVE wohl ein paar Fahrten mit der Deutschen Bahn erspart geblieben – allerdings auch spannende Einblicke in die „Stadt der Moderne“ entgangen. Denn eins war klar: Wenn die europäische Kulturhauptstadt schon mal in Sachsen liegt, musste das sächsische Landesprogramm zur Sicherung des audio-visuellen Erbes (SAVE) mit dabei sein! In der Umsetzung bedeutete das schlussendlich: Eine Menge Location Scouting in Chemnitz, aber mit der Stadthalle, einem wahren Schmuckstück der Ostmoderne, hat sich dann die perfekte Bühne gefunden für „100 Jahre Filmkultur zwischen Chemnitz und Erzgebirge“.



Seit der Eröffnung der Kulturhauptstadt flimmern deshalb nun unter diesem Titel bis Ende März historische Filmausschnitte aus der Kulturhauptstadtregion an der Glasfront über dem Hauptportal der Chemnitzer Stadthalle – und zwar immer von Sonnenuntergang bis Mitternacht. Digitalisiert wurde das ursprünglich analoge, bis zu 100 Jahre alte Material seit 2017 in Zusammenarbeit mit verschiedenen Quellgebern; online ist es zum Teil, in der Mediathek der SLUB in Gänze öffentlich zugänglich.
C the unseen
Die Filme, die vor allem semiprofessionelle Filmemacher und Amateure über Jahrzehnte hinweg geschaffen haben, werfen einen unverstellten Blick auf vergangene Alltagskultur, Traditionen, Filmschaffen und Lebensrealitäten in Chemnitz und der angrenzenden Kulturhauptstadtregion. Sie passen damit perfekt zum Kulturhauptstadt-Motto „C the Unseen“, machen sie doch lange verborgene Bilder und Geschichten aus der Gegend wieder sichtbar. Der älteste Film von 1925 zeigt einen Umzug mit zum Teil fantasievoll kostümierten Teilnehmern eines Schulfestes in Callnberg, einem Stadtteil von Lichtenstein in Sachsen.
Rasant geht es weiter mit schnellen Motorrädern auf dem Sachsenring in den 1930er Jahren, es folgen Kuriose Szenen von der Fichtelberg-Schwebebahn mit tierischen Fahrgästen aus dem gleichen Jahrzehnt, Bewegtbilder der 1940er Jahre aus der Mildenauer Gegend, die Annaberger Kät – ein überregional bekanntes Volksfest– im Jahre 1949 und ein gesamtdeutsches Sängertreffen von 1957. Im Jahr 1971 wurde dann das 450-jährige Jubiläum von Marienberg gefeiert – und in epischer Breite auf 35-mm-Film festgehalten. Und weil wir uns im weitesten Sinne im Erzgebirge befinden, wird selbstverständlich auch geklöppelt und geschnitzt. Neben all diesem dokumentarischen Material sind außerdem zwei experimentelle Spielfilmperlen aus den 1980er Jahren vertreten, die der damaligen DDR-Underground-Szene zuzuordnen sind und aus den Beständen der Chemnitzer Filmwerkstatt stammen.
Natürlich spiegeln die oben erwähnten Themen nicht die komplette Playlist wider. Wer die alten Filmschätze aus der Chemnitzer Gegend in voller Länge in der Kulturhauptstadt erleben möchte, hat dazu noch bis 28. März Gelegenheit.
100 Jahre Filmkultur zwischen Chemnitz und Erzgebirge
öffentliches Screening über dem Haupteingang der Stadthalle Chemnitz,
bis 28.03.2025, von Sonnenuntergang bis Mitternacht an folgenden Tagen
KW 10: Mo., 3.3. | Di., 4.3. | Fr., 7.3. | Sa., 8.3.
KW 11: Di., 11.3. | Mi., 12.3. | So., 16.3.
KW 12: Mo., 17.3. | Di., 18.3.
KW 13: Mo., 24.3. – Fr., 28.3.
Das Landesprogramm zur Sicherung des audio-visuellen Erbes in Sachsen (SAVE) ist ein Gemeinschaftsprogramm der SLUB Dresden und dem Filmverband Sachsen, es wird finanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.