In unserer Reihe »Kinoschätze in Sachsen« stellen wir nicht-kommerzielle Kinos in Sachsen vor, die 2024 von der Mitteldeutschen Medienförderung mit dem Kinoprogrammpreis ausgezeichnet wurden.
Die elf Kinos in Dresden sind so unterschiedlich wie ihre Programme und Gäste. Es gibt vier Multiplex-Kinos für die Blockbustersichtung und sieben große und kleine Programmkinos. Ein kleines Juwel ist das Clubkino im Lingnerschloss, das mit seiner malerischen Umgebung und einem fein kuratierten Programm einen besonderen Platz in der Kinolandschaft einnimmt.

Im Nordosten der Stadt erheben sich über der Elbe drei Schlösser: Schloss Albrechtsberg, Schloss Eckberg sowie das Lingnerschloss. Letzteres hieß ursprünglich Villa Stockhausen und wurde im Auftrag des Prinzen Albrecht von Preußen 1850-53 erbaut. Seinen heutigen Namen erhielt das Schloss von seinem bekanntesten Besitzer Karl August Lingner, der es 1906 erwarb und nach seinen Ideen umgestaltete. Als der Unternehmer und Erfinder des Odol-Mundwassers 1916 starb, vermachte er das Anwesen der Stadt Dresden unter der Bedingung, dass Gebäude und Park der Bevölkerung zugänglich gemacht werden müssen. Nach dem Zweiten Weltkrieg, bei dem die Villa verschont blieb, wurde sie erst in ein Lazarett und später in ein Wohnheim der sowjetischen Kommandantur umgewandelt. Doch bereits 1957 zog der »Klub der Intelligenz« in die Räumlichkeiten ein und legte die Wurzeln für das Clubkino. Mit dem Einzug des Clubs wurden alle Räumlichkeiten abermals verändert. Ab 1993 stand das Schloss leer und wurde durch Vandalismus und fehlende Instandhaltungen vorerst der Zerstörung überlassen. Doch mit dem 2002 gegründeten Förderverein Lingnerschloss e.V. änderte sich das und 2013-2014 wurde das Gebäude großteils, wenn auch noch nicht komplett, saniert.

In diesem Zuge wurde auch das Clubkino, in dem vorher bereits Filmvorführungen stattfanden, komplett saniert und die Werkstätten Hellerau stellten u.a. die Wandvertäfelung aus Ulme originalgetreu wieder her. 2014 wurde der Saal mit moderner Präsentationstechnik ausgestattet. Gestartet wurde der Kinobetrieb unter dem Toningenieur und Akustiker Dr. Peter Fürst, der sich anfänglich auf das Zeigen von DEFA-Filmen konzentrierte. Sylke Gottlebe, Festivalleiterin beim Filmfest Dresden und Kinoliebhaberin, hörte über Umwege vom Clubkino, verliebte sich in das besondere Kino und übernahm die ehrenamtliche Führung des Programms ab 2017. Seitdem hat sich das Portfolio des Kinos immer mehr vergrößert. Im Jahr 2023 gab es 66 Veranstaltungen mit fast 1600 Besucher*innen.

Herzstück des Kinos sind Veranstaltungen für Kinder und das Filmkulturerbe der DEFA. Aber auch medienübergreifende Events, wie eine Kombination aus Konzert und Film, und seit letztem Jahr neu der Operettenfilm haben hier ein Zuhause gefunden. Wunderbar ist, dass auch der Kurzfilm, der ansonsten abseits der Festivals wenig Raum in den sächsischen Kinos hat, hier das ganze Jahr zum festen Repertoire gehört. Zusätzlich schafft das Clubkino in Kooperationen u.a. mit dem Filmfest Dresden oder Mo & Friese Festival Hamburg aktuelle Kurzfilmprogramme. Das KiKiLi – KinderKino im Lingnerschloss – zeigt jeden Sonntag vielseitige Programme, die sich u.a. aus den Breständen des Deutschen Instituts für Animationsfilm (DIAF) speisen. Über den nationalen Tellerrand hinaus schaute das Clubkino letztes Jahr mit ‚AnimaCZECH‘, einem Programm mit Animationsfilmen von tschechischen Studierenden, das im Rahmen der Tschechisch-Deutschen Kulturtage dieses Jahr erneut stattfindet und eines der Highlights des Kinojahres war. Ebenso haben das Filmkulturerbe der DEFA Studios, aber auch der Kurz.Film.Club hier ihr Zuhause. So zieht es Jung und Alt in das historische Gebäude und das Clubkino kann immer wieder mit überraschenden Filmperlen aufwarten, die man so noch nicht auf der großen Leinwand sehen konnte.

Schon mehrere Male wurde das Clubkino von der Mitteldeutschen Medienförderung (MDM) mit Preisen ausgezeichnet. Im letzten Jahr erhielt es außerdem den renommierten Kinopreis des Kinematheksverbundes für »Kino, das bildet«. Solche Preise sind von höchster Wichtigkeit, um auf das Kino aufmerksam zu machen und es am Leben zu erhalten. Das verdankt es aber auch der vielen Liebe und dem Engagement der sechs ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen. Sylke Gottlebe sieht auch in Zukunft für das Clubkino viele Möglichkeiten und Kooperationen, um das Programm weiter auszubauen – gerne mit weiteren Mitstreiter*innen, die ein Clubkino betreiben und das Programmangebot zusammen verfeinern und ausbauen möchten.